Thursday, September 29, 2016

Peru Süd

Fährt man von Arica in Chile über die Grenze nach Peru, trifft man bald auf den unverschämten und chaotischen Verkehr in Tacna, der so typisch für peruanische Städte ist. Wir haben uns schnell aus dem Staub gemacht und unsere erste Nacht bei einem Thermalbad außerhalb der Stadt verbracht.
Colca village
Road to Cruz del Condor
Through the/Durch den/A través del Colca Canyon
pre-Incan tombs 

Recht zügig (für uns heißt das drei Tage fahren und zwei Tage rasten) erreichten wir Chivay im Colca Canyon und parkten im Hof des freundlichen Hotels Posada del Colca. Unterwegs dorthin  campten wir entlang der Küste und blieben zwei Tage in der Stadt Arequipa. Deren historische Altstadt ist UNESCO Kultur Welterbe und ein Touristenmagnet, und der Rest der Stadt ist geprägt vom typisch unverschämten und chaotischen Verkehr.
ice falls
Colca flora & fauna
Mirador Cruz del Condor
Cruz del Condor

Auf der Fahrt zum Colca Canyon überquerten wir den bisher höchsten Pass: 4.910 Meter. Wir blieben eine Woche und besuchten den berühmten Cruz del Condor Aussichtspunkt und die fast unbekannten Uyo Uyo Ruinen. Die Kondore segelten wie erwartet in der ersten Morgenthermik schön nah am Aussichtspunkt vorbei.
Die Ruinen überraschten uns angenehm. Sie sind ein kleines Machu Picchu ohne die tosenden Touristenströme. Einen meiner Modellsegler flog ich ganz in der Nähe mit zwei Bussarden als Begleitschutz und mit dem immer rauchenden Vulkan Sabancaya im Hintergrund. Das war ein Rekord für mich, Modellsegelflug auf 3.800 Meter über dem Meer. Wir genossenen es dort. Hätten wir länger bleiben sollen? Vielleicht bei der nächsten Tour.
Andean condor
Andean Condor
flying condors

Der Titicaca See war unser nächstes Ziel. Dieser große See liegt sowohl in Peru also auch in Bolivien auf einer Meereshöhe von 3.812 Metern, was ihn zum höchst gelegenen schiffbaren See der Erde macht. Er ist auch der angebliche Geburtsort der Inkas.
Wieder parkten wir im Hof eines netten Hotels. Diesmal war es Casa Blanca im Dorf Ichu etwas südlich von der Stadt Puno (diesmal ohne Kommentar zum Verkehr). Von dort aus wanderten wir zu den 3.000 (!) Jahre alten Tunihuiri Ruinen. Diese sind kaum besucht, außer von Einheimischen für die es leider völlig normal ist, ihren Abfall überall hinzuwerfen.
Yanque ruins
Uyo Uyo ruins/Ruinen/Ruinas
village ruins

Natürlich besuchten wir die schwimmenden Inseln der Uru Ureinwohner. Die Urus bauen diese Inseln aus Stücken des Totora Schilfs, die sie aus dem Seeufer heraus stechen; dort wächst das Schilf großflächig. Sie haben das über die Jahrhunderte praktiziert, auch um sich vor Feinden zu schützen.
Der See und das Schilf formten ihre Lebensgrundlage. Sie nutzten, und nutzen noch heute, das Schilf für alles von Hüten bis Hütten; heute haben sie sogar eine Schule und mehrere Kirchen daraus gebaut. 
Die Urus lebten ursprünglich vom Fischfang, sie jagten Vögel, und sie sammelten deren Eier. Jetzt ist diese Fauna geschützt, und die Urus auf den Inseln leben fast ausschließlich vom Tourismus. Und der läuft. Boote mit etwa 20 Besuchern an Bord legen reihenweise am Dock von Puno ab und fahren zu den Inseln.
Im Internet fanden wir Roger, einen gebürtiger Uru, der Privattouren anbot. In seinem kleinen Boot schipperte er uns leise und langsam durch den Schilfgürtel auf den schmalen Wasserwegen seiner Vorfahren, durch die die großen Touristenboote nicht passen. Er zeigte uns die Schule auf einer Insel, und wir besuchten seine Familie auf ihrer Privatinsel. Dort kauften wir einen handgestickten Umhang, was erwartet wird wenn man Roger anheuert. Dafür verbrachte er fünf Stunden nur mit uns und erzählte in gut verständlichem Spanisch viele Geschichten und Fabeln der Uru's von damals und heute.
Nutabe at Colca
rc soaring at Colca
RC soaring/segeln/vuelo at 12.500 ft —3.800 m
rc glider in The Andes

Jetzt steuerten wir unser Fahrzeug in Richtung der Inka Hauptstadt Cusco. Zunächst mußten wir durch die Stadt Juliaca mit Verkehr so unverschämt und chaotisch, wir brauchten eine Stunde für ein paar Kilometer. Wer sich wundert warum ich immer wieder den Verkehr in den peruanischen Städten anspreche... nun, der ist mit dem Grand Canyon vergleichbar: Worte können ihn nicht beschreiben, Fotos werden ihm nicht gerecht, und man staunt ungläubig wenn man ihn zum ersten mal sieht.
Chivay landmarks
north of Chivay
Around/Nahe/Cerca a  Chivay
basalt formations

Zwischen dem Titicaca See und Cusco kann man etwas abgelegen tief unten im Apurimac Canyon die Q'eswachaca Grasbrücke finden. Doch bevor wir uns da hinunter wagten, besuchten wir die Sillustani Ruinen. Diese runden Gebäude waren Gräber, die die Einwohner noch vor der Inkazeit bauten.
Die Q'eswachaca Hängebrücke ist allerdings ein Inka Bauwerk, das den Apurimac Fluß überspannt. Sie ist vollständig aus geflochtenem Ichu Gras gebaut, und angeblich wurde sie seit mindestens 500 Jahren alljährlich neu errichtet. Heute dient sie hauptsächlich zermoniellen Zwecken, und ihr jährlicher Neubau ist Anlaß für das größte Fest in der Gegend; könnte man es Brückenweih nennen?
Wichtig ist, daß dadurch die uralte Kunst des Grasflechtens erhalten bleibt. Als wir dort waren, trafen wir einen Mann unseren Alters, der Wartungsarbeiten an der Brücke durchführte. Er erzählte uns wie er als Bub zu der Brücke gewandert sei, um das Handwerk von seinem Opa zu erlernen. Die Q'eswachaca Brücke ist heute die einzige ihrer Art. 
natural rock monuments
river cliffs
Leaving the/Raus aus dem/Saliendo del Colca 
Andean peaks close to Amazon source

Und dann sind wir tatsächlich in Cusco, der Hauptstadt des Inka Reiches angekommen. Wer vom Süden aus anfährt, merkt daß es nicht mehr weit ist, wenn plötzlich gleich neben der Hauptstraße das beeindruckende Rumicola Inka Tor auftaucht. Es ist ein protziges Bauwerk fast ohne jegliche Infrastruktur für Besucher. Wir waren alleine dort.
In Cusco heuerten wir einen Inka Führer an, mit dem wir zu Fuß wichtige Sehenswürdigkeiten besuchten. Als ich die Reste dieser Inka Werke bestaunte, überkam mich Traurigkeit, sogar Wut, darüber wie, angefangen vor etwa 500 Jahren, Macht- und Geldgier und falscher religiöser Eifer unwiederbringliche Schätze zerstört haben und dem Land und den Leuten ihren Glauben aufgestempelt haben. Schaut man sich heute die Taten des IS an, ist das wieder mal Geschichte, die sich wiederholt?
painted mountain tops
volcanic ash formations
Altiplano landscape/Landschaft/Paisajes
Damit beenden wir diesen Beitrag. Der zweite Teil über das nördliche Peru wird warten müssen bis wir beim Schweizer Samuel Härri in Puerto de Cayo stehen. Und was ist mit Machu Picchu? Wir gingen nicht hin. Wir konnten uns einfach nicht dazu bringen, dort zusammen mit 4,000 Touristen am Tag herumzutrampeln. Aber keine Sorge, die Anden im Norden Peru's sind spektakulär!

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