Monday, February 5, 2018

Nordkolumbien

Unsere Reise durch Kolumbien‘s Norden verlief ganz anders als wir dachten (wir vermeiden es  feste Pläne zu machen), aber es war trotzdem eine interessante 5-Wochen Tour.
Minca
Minca, Colombia
Von Piedecuesta ging’s nordwärts Richtung Karibik und das Dörflein Minca, wo Ana Maria und Mike — auch ein kolumbisch-deutsches Paar — uns zu ihrem Haus eingeladen hatten. Ursprünglich trafen wir die beiden in Vicuña, Chile. Jetzt aber meldeten sie miserables Regenwetter in Minca und baten uns, unsere Ankunft um eine Woche zu verzögern.
Sierra Santa Marta
Sierra Nevada de Santa Marta
sierra coffee

Langsam tun und „rumgammeln“ können wir gut, und daher war es einfach ihrer Bitte nachzukommen. Nördlich von Bucaramanga kurvt die Straße hinunter ins Magdalena Tal, wo die Hitze alles umhüllt und durchdringt; und wo kaum ein Lüftchen es wagt zu wehen. Nach ein paar Tagen entlang Route 45, der Ruta del Sol, fuhren wir ostwärts hinauf in die kühlere Luft der Anden.
Unser Ziel war Los Estoraques, eine einzigartige naturbelassene Gegend mit einer Geologie, die an den Bryce Canyon in Utah erinnert. Dort sind wir ein bisschen herumgewandert und haben zwei herrlich stille und dunkle Nächte verbracht. Dann aber sind wir wieder in die Magdalena Hitze eingetaucht.
sierra mountains
Sierra Nevada de Santa Marta
spiders

Weiter ging’s gen Norden durch viele Städtchen wie Aguachica, Bosconia und Aracataca, der Heimatstadt des Schriftstellers Gabriel García Márquez, der einen Nobelpreis für sein Buch „One Hundred Years of Solitude“ erhielt. Allmählich hörte das Regenwetter an der Küste auf, und wir rollten nach Minca hinein.
Minca liegt etwa 600 m hoch am Nordhang der Sierra Nevada de Santa Marta. Dieses freistehende Massiv ragt auf über 5,700 m hinauf, direkt von den Stränden der Karibik aus. Es ist Kolumbien‘s höchster Berg und eines der höchsten Küstengebirge der Welt.
La Marina

Die Auswirkungen des vielen Regens der vergangenen Wochen wurden deutlich, als wir mit Mike einige Kilometer und 600 Höhenmeter hinauf zu seiner Kaffeeplantage fuhren. Dort mußte er die jüngste Kaffee Ernte aufladen und hinunter nach Santa Marta zum Trocknen fahren. Wir kletterten also in den allrad-getriebenen Toyota Landcruiser mit großen und breiten Geländereifen, und dann kam eine zwei Stunden lange und wahrhaftig abenteuerliche Allrad Expedition.
Hierzu nur so viel: ich hätte nie geglaubt, daß ein Fahrzeug so einen „Weg,“ der außer Felsbrocken und Schlammteichen alles dazwischen zu bieten hat, „befahren“ kann. Leider haben wir hiervon keine Fotos, denn diese Tour war eine Notwendigkeit für Mike und kein Freizeitvergnügen für uns; wir mußten uns meist eh mit beiden Händen festhalten.
Taganga beach

Ganz im Gegensatz zu diesem Abenteuer verbrachten wir ein langes Wochenende in Santa Marta wo wir die herausgeputzte Touristengegend nahe des Yachthafens verbrachten. Ein alter Schulfreund Marcela’s hatte uns eingeladen in seinem wunderschönen Appartement zu wohnen. Von dort aus besuchten wir auch Taganga, das sich von einem einfachem Fischerdorf in eine Touristenattraktion verwandelt hat. Unserer Meinung nach ist Taganga überraschend klein und überbewertet. Es ist praktisch eine kleine Bucht voller Bars und Restaurants, und es sieht so aus als sei an Wochenenden die Hölle los; nix für uns.
Von Minca, so dachten wir, würden wir nordöstlich die Wüstenhalbinsel La Guajira hinauf reisen. Aber Informationen von glaubwürdigen Einheimischen und Freunden, und auch die Nachrichten aus dem benachbarten Venezuela, überzeugten uns, diese Idee fallen zu lassen.
sign

Stattdessen umkurvten wir die große Sierra Nevada bis wir an deren Südhang ankamen. Dort besuchten wir das Dorf Pueblo Bello und übernachteten bei La Helenita, einer alten Hacienda die jetzt als Hostal umfunktioniert ist. Pueblo Bello ist die traditionelle Heimat des Arahuaco Stammes, und man trifft Stammes Mitglieder täglich im Dorf.
tree and bug

Von dort aus sind wir so allmählich Richtung Cartagena getuckert und ließen uns fünf Tage lang in der Nähe des Dorfes Turbaco nieder. Von dort aus besuchten wir das alte spanische Fort in Cartagena. Das Fort und seine Umgebung sind für den Cruise Tourismus immer schön herausgeputzt, was im großen Gegensatz zum Rest der großen Stadt steht, die wir als chaotisch, lärmend, und verdreckt empfanden. Wer diese Gegensätze gerne selbst erfahren will, braucht nur einen der modernen Busse zum Ostterminal zu nehmen. Oder noch authentischer wäre es einen der alten klapprigen Busse zu nehmen; das würde dann allerdings gut zwei Stunden hin und zurück dauern.
Caribbean mountains

Und dann war‘s plötzlich eine Woche vor Weihnachten, und wir merkten, daß meine kolumbianische ID Karte demnächst abläuft. Von mehreren Seiten wurde ich bedrängt, das nicht zu ignorieren und die Karte erneuern zu lassen. Auch deshalb fuhren wir zurück nach Girardota, denn dort kenn ich mich mit diesen Behörden aus. Und allmählich wurde es eh Zeit, der Karibikhitze zu entfliehen.
Magdalena River
Magdalena Crossing/Überquerung/cruce

Auch wußten wir von einem ganz besonderen Treffen von Enthusiasten, die ihre selbstgebauten Heißluftballons aus Papier aufsteigen lassen. Das sind keine Spielzeuge, sonder ausgeklügelte Kunstwerke in denen viel Geschick und Wissen stecken. Die Größeren können 20 Kilo tragen und haben um die 12 m Durchmesser. Sie sind mit einem Netz aus feinen Aramidfäden verstärkt, damit sie nicht reißen. Sie bestehen oft aus über 1,500 Teilen, die sorgfältig zusammengeklebt werden. So einen Ballon zu „basteln“ kann mehrere Monate dauern. Und dann erfreuen sich ihre Erbauer daran, sie einfach davon fliegen zu sehen...
Und selbstverständlich freuten wir uns darauf, unsere guten Freunde wieder zu sehen und am Morro hangzufliegen. 
handcraft
Regional handcraft/Örtliches Handwerk/Artesanias
wool handcrafs


Aber jetzt geht’s weiter. Wir wollen noch den Süden des Staates Boyacá besuchen und dann den Toyota endlich wieder gen Süden lenken.

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